Die Finanzkrise aus Sicht der Deutschen Bundesbank

Vortrag von Vorstandsmitglied Dr. Joachim Nagel findet großen Anklang

Karlsruhe. Rund 250 Gäste waren der Einladung zur ersten Highlight-Veranstaltung im Jahresprogramm der Wirtschaftsjunioren Karlsruhe Mitte Februar gefolgt. Der gebürtige Karlsruher und Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, Dr. Joachim Nagel, referierte über das 5. Jahr der Finanzkrise und stellte sich den Fragen des Publikums. In Kooperation mit dem Business Club Karlsruhe, dem Marketing Club Karlsruhe, dem vdu und dem CyberForum fand die Veranstaltung auf Einladung in den Räumlichkeiten der Volksbank Karlsruhe statt.

„Der Finanzsektor ist im Umbruch, die Anforderungen an die Banken haben sich verändert“, verglich  Nagel die Situation vor der Lehman Pleite 2008 mit der aktuellen Lage. Er versicherte aber auch, dass bei Betrachtung der letzten fünf Jahre, die Krise keine Krise des Euros sei. Im Mittelwert sei dieser gegenüber dem Dollar recht stabil gewesen. Als größten Fehler der europäischen Währungsunion nannte er die fehlende Risikodifferenzierung zwischen den einzelnen Staaten. Während einer jahrelangen „Honeymoon-Phase“  habe man dies im Nachhinein betrachtet sträflich versäumt.

Mit Blick auf die Politik kritisierte Nagel, dass mit der Funktionsweise der Finanzmärkte im politischen Raum leider nicht immer richtig umgegangen werde. Der Umgang mit der Krise in Europa im vergangen Jahr habe  ausländische Investoren zudem verunsichert.
Aus Sicht der Notenbanken müssten die Grenzen zwischen Geld- und Fiskalpolitik wieder klarer werden. Der Geldpolitische Rahmen dürfe dabei nicht weiter ausgedehnt werden. Einziges Mandat der nationalen Bundesbank sei die Preisstabilität, mahnte der Karlsruher. Die Lösung der Staatsschuldenkrisen sei klar die Aufgabe der Regierungen durch Reformen im eigenen Land. „Das Mandat für die Umverteilung der Steuerpolitik liegt nicht bei der Geldpolitik“, stellte Nagel klar und forderte: „Hilfsprogramme müssen mit strikten Konditionalitäten verbunden sein. Letztendlich dienen sie nur der zeitlichen Streckung der wirtschaftlichen Anpassungsprozesse der betroffenen Länder“. Dazu müssten die Anreize zu solider Haushaltspolitik wieder gestärkt werden.

In der abschließenden Diskussion bescheinigte Nagel der deutschen Wirtschaft eine positive Wachstumsprognose, wenn auch wesentlich verhaltener als in den beiden Vorjahren. Alles in Allem habe Deutschland trotz der Krise einzelner europäischen Staaten stark von der Währungsunion profitiert. In der Öffentlichkeit würde oft verkannt, dass das Standbein der deutschen Wirtschaft zu 60 Prozent innerhalb des Euroraums liege. Im Vergleich gingen nur 10 Prozent des deutschen Exports in die USA. Eine Kreditklemme für deutsche Unternehmen sei auch 2012 nicht zu erkennen, beruhigte der die anwesenden Wirtschaftsvertreter.